Leseprobe: Eine Oase für Ruhe suchende Wanderer: Der Soonwaldsteig

Wandern in Abgeschiedenheit, Natur pur, ein Farbenmeer in Grün - wer all dies sucht, der ist goldrichtig auf dem Soonwaldsteig. Diese Erfahrung durften wir im Mai 2012 über 89 km in west-östlicher Richtung von Kirn nach Bingen am Rhein machen; dieser Weg ist von Anfang bis Ende Balsam für Körper und Geist!

Nach einer 24 km langen "Einlauftour" am Rheinsteig von Lorch nach Rüdesheim sind wir mit dem Zug entlang der Nahe unterwegs nach Kirn. Heute stehen 15 km bis Bundenbach auf dem Programm.

Wolkenverhangenes Wetter empfängt uns in Kirn, ebenso wie eine Autoschau auf dem Marktplatz des kleinen Örtchens, so dass wir die pittoresken Fachwerkhäuser kaum auf uns wirken lassen können. So verlassen wir zügigen Schrittes die Außenbezirke, gleich geht es mächtig bergauf zur Burgruine Kallenfels.

Rasch tauchen wir in den herrlich frischgrünen Maiwald ein, wir genießen die Ruhe, merken kaum noch, dass der Weg sehr profiliert bleibt. Bald ist Schloss Wartenstein erreicht, von der großzügigen Terrasse fällt der Blick zurück ins Hahnenbachtal und die allerorten aufragenden Quarzitfelsen. Ein lauschiges Plätzchen auf dem Schlossareal dient uns zur überfälligen Mittagsrast, bevor wir wegen des vorangegangenen tagelangen Regens über rutschige Stufen und matschige Pfade ins Tal absteigen und Hahnentach touchieren. Ein schmaler, felsiger Weg bringt uns sogleich wieder auf die Höhe, der Blick reicht über weite, in voller Blüte stehende Rapsfelder und ausgedehnte Waldflächen.

Die Querung der Schiefer- und Burgenstraße stellt einen kurzen Kontakt zur autofahrenden Zivilisation her, bevor uns eine dermaßen regengetränkte Wiese von unten, der einsetzende Regen von oben reichlich Flüssigkeit beschert. Wir streben entlang des gut Wasser führenden Hahnenbachs der Birkenmühle zu, dann zieht es einem fast die Schuhe aus, so steil geht es bergauf. Der schwere Rucksack lässt nur Schleichgang zu, wir kommen ins Schnaufen. Ein kurzer Felsentunnel weckt schnell wieder unsere Lebensgeister, kurz darauf öffnet sich der Blick zur imposanten, weitläufigen Anlage der Schmidtburg. Wir folgen unserem schmalen Pfad weiter bis zum Parkplatz des Besucherbergwerks Herrenberg, wo wir zwecks Übernachtung nach Bundenbach anzweigen.